Am 3. April 2025 fand in der FAKtory die Dialogveranstaltung „Perspektiven schaffen: Arbeiten in der Wissenschaft – Wege aus dem Prekariat“ statt. Mit rund 70 Teilnehmer*innen vor Ort und weiteren 70 Online-Zuschauer*innen war die Veranstaltung sehr gut besucht. Sie wurde zudem auf YouTube übertragen und steht dort weiterhin zur Verfügung. Eine Ausstrahlung auf Radio Orange ist geplant.

Inhaltlich wurde die Veranstaltung durch offene und kritische Beiträge geprägt. Zum Auftakt stellte Julia Partheymüller die NUWiss-Studie zur Beschäftigungssituation an österreichischen Universitäten vor. Die 2023 durchgeführte Studie zeigt, dass ein Großteil der Beschäftigten keinen Zugang zu langfristigen Arbeitsverträgen oder planbaren Karrierewegen hat. Dies führt zu Unsicherheiten, die das gesamte Wissenschaftssystem belasten.
Bereits zu Beginn der Podiumsdiskussion thematisierten Maria John (Studienvertretung Doktorat der BOKU) und Vera Pfanzagl (Elise-Richter-Netzwerk / BOKU) die aktuelle Perspektivenlosigkeit und mangelnde Attraktivität von Universitäten als Arbeitgeberinnen. Gerda Müller, Vorsitzende des Dachverbands der Universitäten und als Vizerektorin an der mdw für Personalfragen zuständig, hob die Herausforderungen in der Finanzierung hervor und plädierte für mehr Transparenz, insbesondere in Bezug auf §109 UG und die Kriterien für potenzielle Entfristungen. Der AK-Arbeitsrechtsexperte Wolfgang Kozak betonte eingangs die Komplexität von §109 UG, der unterschiedliche Auslegungen erlaubt, was sowohl für betroffene Mitarbeiter:innen als auch für juristische Beratungsstellen zu Verwirrung und Unsicherheit führt.
Die Diskussion verlief größtenteils harmonisch. Ein kontroverser Punkt betraf die Kultur des Arbeitsrechts an den Universitäten. Es wurde darauf hingewiesen, dass ein Wechsel hin zu einer Beschäftigungskultur notwendig sei, um langfristige Perspektiven für wissenschaftliches Personal und für die Universität zu schaffen. Bislang gäbe es hier leider oft wenig Verantwortungsbewusstsein bei einigen Universitätsleitungen gerade im Drittmittelbereich.
Die hier mehrheitlich gelebte Befristungspraxis sei zynisch, da es ja eben zu gar keiner Vertragsauflösung oder Kündigung kommen müsse, sondern ein Automatismus gelte, der zu einem ständigen Austausch an Mitarbeiter:innen alle paar Jahre führe. Maximale Flexibilität also für Unileitungen bei gleichzeitig maximaler Planungsunsicherheit bei DM-Beschäftigten, die gleichsam als akademische Selbstunternehmer:innen auf sich allein gestellt sind.
Alle Beteiligten sahen die Veranstaltung als Ausgangspunkt für weitere Dialoge zwischen Vertreter:innen aus Politik, Gewerkschaften und Universitäten, um gemeinsam Lösungen für prekär Beschäftigte in der Wissenschaft zu entwickeln.
Wir bedanken uns ganz herzlich bei der AK Wien für die tolle Organisation der Veranstaltung und bei allen Teilnehmer:innen und Zuhörer:innen für die Bereitschaft zur Diskussion und ihr Interesse!
Weitere Fotos der Veranstaltung findet ihr auch auf Instagram (unterbauuniwien).