Rückblick: „Exzellent prekär: Diese Uni wollen wir nicht mehr“ NUWiss Gründungsevent

Am 22. April hat das offizielle NUWiss Gründungsevent in den Räumen des Bildungszentrums der AK Wien stattgefunden. Teile des ganztägigen Programms wurden aufgezeichnet und können Dank „Diskurs. Das Wissenschaftsnetz“ hier nachgeschaut werden.

Außerdem findet ihr weiter unten eine Zusammenfassung der Ergebnisse aus den Workshops und ein paar Bilder und Eindrücke der Veranstaltung.

Inhalt des Videos:

1.) Willkommen und Vorstellung von NUWiss

2.) (Ab Minute 31) Impulsvortrag:
„Überwachung, Bestrafung und das Problem der Professur. Die Gründe befristeter Arbeitsverhältnisse in der Wissenschaft“
von TILMAN REITZ (Wissensoziologie, Uni Jena / NGAwiss)
(Folien des Vortrags zum Download)

3.) (ab 1:27) Podiumsdiskussion mit:
– ANGELIKA SCHMIDT (Organisationsforschung, WU Wien / GÖD)
– ULRIKE FELT (Wissenschafts- und Technikforschung, Uni Wien)
– TILMAN REITZ (Wissensoziologie, Uni Jena / NGAwiss)
– STEPHAN PÜHRINGER (Sozioökonomie, JKU Linz / NUWiss)
Moderation: JUDITH KOHLENBERGER (WU Wien / Diskurs. Das Wissenschaftsnetz)

Ergebnisse der Workshops

1) Personalmodelle und §109

In Workshop 1 ging es um die Themen „Personalmodelle und §109“.  Es wurden Probleme, die u.a. durch befristete Arbeitsverträge und §109 entstehen, von den aus verschiedensten Disziplinen stammenden Teilnehmer:innen zusammengetragen. Diese reichen von mangelnder Planungssicherheit für die Betroffenen,  über fehlende demokratische Vertretungen befristet Angestellter bis zu einer resultierenden Ineffizienz in Forschung, Lehre und Verwaltung.  Ebenso vielfältig wie die auftretenden Probleme waren die Lösungsmöglichkeiten, die vorgeschlagen wurden.

2) Unis und Gesellschaft: Transformative Wissenschaft

Im Rahmen des Workshops „Unis und Gesellschaft: Transformative Wissenschaft“ haben wir uns mit der gesellschaftlichen Rolle und Bedeutung von Universitäten auseinandergesetzt. Nach einer kurzen historischen Einführung zur Ausweitung und Öffnung der Universitäten seit den 1970er/80er Jahren, die sich in einem massiven Anstieg der Studierenden aber auch der Lehrenden bis in die 2000er Jahre zeigte, haben wir die Frage diskutiert, welche Rahmenbedingungen gegeben sein müssen, damit die Universität ein Ort der kritischen Reflexion von gesellschaftlichen, ökonomischen und technologischen Entwicklungen sein und Wissenschaft somit transformativ in die Gesellschaft rückwirken kann.

Zentral dafür erscheint uns, dass Universitäten ein Ort des Dialogs sein müssen. Ein Ort des Dialogs mit Studierenden, mit gesellschaftlichen Akteuren sowie auch zwischen Wissenschaftler:innen unterschiedlicher Disziplinen. Nur so kann die Vielfalt von Perspektiven auf die Herausforderungen unserer Zeit als fruchtbares Potential begriffen werden. Anstelle einer Verengung auf immer spezifischere – insbesondere anwendungsorientierte – Fachbereiche in der Forschung sowie auf immer enger zugeschnittene Studienrichtungen in der Lehre, sollte Universität somit ein Ort sein, an dem umgekehrt eine Öffnung hin zu breiteren und vielfältigeren Perspektiven in Forschung und Lehre stattfindet.

3) Demokratisierung der Unis

Der dritte Workshop beschäftigte sich mit der Demokratisierung der Universitäten. Dabei wurde zunächst der Frage nachgegangen, was Demokratisierung im Universitätskontext überhaupt bedeuten kann und welche verschiedenen Ebenen und Bereiche sich dabei ausmachen lassen. Wir sind dabei zum Schluss gekommen, dass es wichtig ist, die folgenden Ebenen zu unterscheiden:

  1. Entscheidungsstrukturen und Gremien (Senat, Kommissionen etc.)
  2. „demokratische Kultur“ (etwa partizipative Teams und flache Hierarchien im Institut, Einbindung verschiedener Personen und Statusgruppen)
  3. Gesellschaftliche Repräsentation und Verantwortlichkeit

Um einen echte Demokratisierung zu erreichen, müssen unserer Meinung nach alle drei Ebenen angesprochenen und verändert werden. Dazu braucht es sowohl neue Narrative als auch ein bisher oftmals gerade bei Jüngeren fehlendes Wissen über bereits gemachte Erfahrungen und frühere Strukturen (Drittmittelparität etc.).

4) Aktions- und Protestformen

Der vierte Workshop hat sich mit verschiedenen Aktions- und Protestformen auseinandergesetzt und dabei schon ganz konkret für weitere Veranstaltungen im Mai und Juni und auch bereits im kommenden Herbst geplant.