Pressekonferenz: Prekär und befristet forschen & lehren

Prekär und befristet forschen & lehren: breit angelegter Protest an den Universitäten

Am Mittwoch, den 8.03.2023, fand im Presseclub Concordia eine gemeinsame Pressekonferenz von IG LektorInnen, Netzwerk Unterbau Wissenschaft (NUWiss) und Unterbau Uni Wien statt.

Die Forderungen und Statements aller Teilnehmer:innen stehen in der gemeinsamen Pressemappe zum Download zur Verfügung.

Die Aussagen und Forderungen von NUWiss sind außerdem auf dieser Seite weiter unten nochmals eigens angeführt.

Seit Jahren ist bekannt, dass Forschung und Lehre an österreichischen Universitäten mehrheitlich von Wissenschafter*innen in prekären und befristeten Arbeits-/Anstellungsverhältnissen geleistet wird. Die Novelle des Universitätsgesetzes vom Oktober 2021 hat deren prekäre Lage drastisch verschärft: Nach acht Jahren Tätigkeit muss die Universität gänzlich verlassen werden, wenn keine unbefristete Stelle angetreten wurde. Unbefristete wissenschaftliche Stellen – abgesehen von Professuren – werden von den Universitäten jedoch aktuell nur in seltenen Fällen angeboten.

Am Podium:
Dr. Christian Cargnelli, Präsident IG LektorInnen und WissensarbeiterInnen, https://www.ig-elf.at/
Dr. Julia Partheymüller, Mitglied der AG Recherche der Initiative Unterbau Uni Wien
Dr. Julia Heinemann, Mitgründerin der Initiative Unterbau Uni Wien, http://uni-wien-unterbau.at/
Dr. Nicolas Schlitz, Gründungsmitglied des Netzwerks Unterbau Wissenschaft (NUWiss), https://www.nuwiss.at/


Statements und Forderungen des Netzwerk Unterbau Wissenschaft (NUWiss) zur freien Verfügung und weiteren Verbreitung

„Wir setzen uns für die Verbesserung der prekären Arbeitsbedingungen von Universitätsangestellten unterhalb der Professur ein. Rund 34.000 Wissenschafter:innen und Künstler:innen sind an österreichischen Universitäten nur befristet angestellt“, so Nicolas Schlitz, Gründungsmitglied des
Netzwerks Unterbau Wissenschaft. Österreich nehme damit, so Schlitz, „eine traurige Spitzenposition im internationalen Vergleich ein,
die sich negativ auf Diversität und soziale Durchlässigkeit der österreichischen Universitäten auswirkt.

Das Netzwerk Unterbau Wissenschaft fordert:

● Eine sofortige, umfassende und unabhängige Evaluierung der letzten UG-Novellierung, begleitet von einer breiten öffentlichen Diskussion.
● Eine ersatzlose Streichung von § 109 des UG (Ausnahme zum Kettenvertragsverbot für max. 8 Jahre): Gleiches Arbeitsrecht für alle!
Dauerstellen für Daueraufgaben: Eine festgelegte Steigerung des Anteils unbefristeter Stellen jenseits der Professur und Personalentwicklungspläne mit diversifizierten Karriereoptionen für alle Universitätsangestellten an österreichischen Unis.
Aktives Entgegenwirken gegen Mehrfachbelastung und alle Formen von Diskriminierung bei Personalentscheidungen auf Grund von Geschlecht und anderen Ungleichheitsfaktoren wie Rassismus, Klassismus oder Ableismus.
● Eine echte Demokratisierung der österreichischen Universitäten, bei der allen Universitätsangehörigen die gleichen Mitbestimmungsrechte zukommen.
Ganze Jobs für ganze Arbeit: Es ist nicht tragbar, dass Anstellungen auf 50%- oder 75%-Basis erfolgen, während für die Erfüllung der zu bewältigenden Arbeitsaufgaben 100%, 125% oder 150% der Arbeitszeit eingefordert werden oder notwendig sind.
● Eine allgemeine Erhöhung des Universitätsbudgets und den Abbau von Wettbewerbsmechanismen bei der Forschungsfinanzierung (Drittmittel).
Abschaffung von budgetwirksamen Kennzahlen wie ‚prüfungsaktive Studierende‘ oder ‚internationale Rankings‘, die nicht die Qualität in Lehre und Forschung widerspiegeln.

Das Netzwerk Unterbau Wissenschaft fordert:
Keine Entscheidungen mehr über uns, ohne uns direkt Betroffene einzubinden!


Das Netzwerk Unterbau Wissenschaft vereint zahlreiche universitäre Initiativen österreichweit. Es setzt sich gegen die prekären Arbeitsbedingungen, für eine nachhaltige Beschäftigungspolitik und für eine Demokratisierung der Universitäten ein.

Rückfragen:
Nicolas Schlitz, nicolas.schlitz@uni-graz.at, Tel: 0316/380-5142
Florian Part, florian.part@boku.ac.at, Tel: 01/47654-8134